Fair Parken umsetzen

Fair Parken versucht einen Kompromiss zu finden zwischen der derzeitigen gesetzeswidrigen Situation, die die Nutzung der Gehwege stark einschränkt, und der kompromisslosen Durchsetzung des Parkverbotes auf Gehwegen (mit der damit verbundenen starken Reduzierung der Parkplätze). Parkplätze werden unter bestimmten Bedingungen zugelassen, auch wenn dabei auf den Gehwegen geparkt wird. Und genau diese Parkplätze werden mit einfachen Markierungen klar gekennzeichnet.

Unter welchen Bedingungen ist Fair Parken möglich? Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:

·       Die frei begehbare Gehwegbreite muss mindestens 2,00 – 2,50 Meter betragen.

·       Die Restfahrgasse soll mindestens 3,10 Meter betragen. 

·       Für ein parkendes Fahrzeug sind mindestens 2 Meter Breite anzusetzen.

·       Dauerhaft abgestellte Müllbehälter müssen konsequent von den Gehwegen entfernt werden.

·       Falls nicht genügend Platz für Fahrradabstellungen vorhanden ist, müssen Fahrradabstellplätze auf der Fahrbahn eingerichtet werden.

·       Vor Praxen und Läden sollen Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden, um hier Besucher*innen eine Parkplatzchance zu geben.

Daneben sind die weiteren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung selbstverständlich einzuhalten. Es ist beispielsweise streng verboten, vor Bordsteinabsenkungen oder in Kreuzungsbereichen zu parken.

Wenn dann klar ist, wo fair geparkt werden darf, ist es für alle einfacher. Klare Regelungen helfen allen – Regelübertretungen müssen dann konsequent geahndet werden.

Aber auch bis zur Umsetzung des Konzeptes gibt es Möglichkeiten, etwas gegen Falschparker zu unternehmen. Das Ordnungsamt der Stadt verfolgt nach eigener Aussagen alle Privatanzeigen von Parkverstößen, die ordnungsgemäß eingehen. Es gibt zwei Möglichkeiten dazu:

1. mit der App Wegeheld
2. mit dem hier anhängenden Schreiben an die Stadt Münster

Bitte zögert nicht, behindernd falsch parkende Autos anzuzeigen. Denn es muss das Ziel sein, dass die Strategie der Falschparkenden nicht aufgeht. Denn leider ist es wirklich oft erfolgreich, darauf zu setzen, dass der Ordnungsdienst entweder gar nicht kommt oder beide Augen zudrückt.

Warum Bewohnerparken überhaupt nicht hilft

Urbane Viertel wie das Kreuzviertel zeichnen sich durch viele unterschiedliche Nutzer*innen mit unterschiedlichen und durchaus berechtigten Interessen aus. Wem soll man Vorrang gewähren, ohne die attraktive Struktur zu schädigen? Schließlich tragen z.B. die Kunden und Beschäftigten zum Erhalt der Infrastruktur bei, die die Anwohner an ihrem Viertel so schätzen. Oder was ist mit Besuchenden, die mit dem Auto kommen? Oder mit Personen, die für Reparaturen, Pflege oder ähnliches einen Parkplatz benötigen?

Das Kernproblem ist, dass gerade in den Innenstadtteilen sehr häufig das Fahrrad oder der ÖPNV genutzt wird. Dann stehen private Pkw oft tage- oder wochenlang ungenutzt herum. Das ist vor allem eine Folge der für die Halter*innen kostenlosen „Laternen“-Abstellungen, sie werden schlicht übernutzt.

Hinzu kommt: Je mehr Parkplätze mit speziellen Berechtigungen ausgestattet werden, umso mehr steigt die Zahl der privaten Parkplätze, Garagen und Abstellplätze, die für andere Zwecke (Fahrradparken, Abstellflächen etc.)„fremdgenutzt“ werden.  

In reinen Wohngebieten dagegen ist die Not einen Parkplatz zu finden umso größer, je später es wird, weil dann alle zuhause sind und die Bewohner*innen schlicht zu viele und zu große Autos haben. Kunden oder Mitarbeiter können spät abends jedenfalls nicht mehr vertrieben werden.

Kurz gesagt: Hier kann daher ein Bewohner*innenparken nicht helfen, da es keine Parkplätze schafft!

Dazu kommen weitere Aspekte:

  • Obwohl das Parken zur eigentlichen Problemzeit nicht viel einfacher und oft erschwert wird, müssen Genehmigungen ausgegeben und verwaltet werden. Die derzeit erhobenen 17 €/Jahr sind für den Prüf- und Ausstellungsaufwand viel, viel zu wenig. Jede Genehmigung wird subventioniert, genau wie der Parkplatz. Die Anspruchshaltung auf den bezahlten, eigenen Parkplatz steigt.
  • Da die Lage unübersichtlich und das Angebot für Externe geringer wird, nimmt der Parksuchverkehr und der Unmut zu.
  • Es gibt oft großen Streit um Sondergenehmigungen, Fälschungen, Missbrauch, Tricks etc. Sogar Leute mit Firmenfahrzeugen oder externen Kennzeichen bekommen derzeit einen Bewohnerparkausweis.
  • Bewohnerparkplätze sorgen zuverlässig dafür, dass es abends garantiert keine freien Plätze mehr gibt. Denn die Bewohner nutzen natürlich die Gelegenheit, sich auf die wenigen freien Plätze dauerhaft zu stellen, um „Ihre“ Parkplätze freizuhalten.
  • Gewerbeimmobilien sind nicht mehr oder schwerer zu vermieten.
  • Die Fehlbelegung von freiverfügbaren Plätzen, wie auch die exklusiv für Anwohner (die tagsüber gar nicht da sind) reservierten Plätze führen zu sinnlosen Leerständen, die den Kunden oder sonstigen Externen nicht verfügbar sind, selbst, wenn sie frei sind.

Es findet eine Verdrängung der Probleme in Nachbarbereiche statt, so dass immer weiter geregelt werden muss, obwohl in reinen Wohngegengen keine Lösung mehr möglich ist.